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Von den Pflanzen I


Eine weitere Fehlannahme, mit der ein für allemal und gründlich aufgeräumt werden muß, ist die, daß Pflanzen nichts weiter sind als tumbe grüne Gewächse, die nichts anderes können als fest verwurzelt in der Erden dazustehen, Sauerstoff abzusondern und darauf zu warten, daß sie gefressen, gemäht oder zu Beistelltischchen verarbeitet werden.
Das ist alles nur Tarnung.
Nachts nämlich, wenn ohnehin die meisten Lebewesen Dinge tun, von denen ein Großteil der friedlich schlafenden Biologen nur träumt, erwachen auch viele Pflanzen zu ungeahnter Aktivität, ziehen ihre Wurzeln aus dem Boden und begeben sich auf die Suche nach Freßbarem.
Ich kann das so genau sagen, weil ich schon des öfteren um ein Haar Opfer derartiger räuberisch lebender Pflanzen geworden bin, in diesem speziellen Fall der gemeinen Springbirke.
Erst neulich befand ich mich wieder auf dem Weg von der Kneipe nach Hause und fuhr mit dem Fahrrad jenen schlechtbeleuchteten Waldweg entlang, als mir plötzlich dieser Baum völlig unvermittelt vor das Rad sprang und mich zu Fall brachte. Und eh ich mich's versah, war ich auch schon gefangen in einem ganzen Gewirr aus Ästen und Zweigen der verschiedensten Kraut- und Holzgewächse, darunter der aasfressende Tüpfelginster und die blutsaugende Vampirnessel, die stets im Rudel jagt.
Nun, da mir dies nicht zum ersten Mal passierte, wußte ich, was zu tun war, zog mein Schweizer Armeemesser und nahm den Kampf gegen die unüberwindbar scheinende pflanzliche Übermacht auf, metzelte ein paar großblättrige Raubwicken nieder und schaffte es sogar, der tückischen Springbirke einen tiefhängenden Fangast abzubrechen, bevor er nach mir greifen konnte, woraufhin der Baum mit einem Schmerzensschrei zur Flucht ansetzte und meinen Weg freigab.
Beherzt schwang ich mich zurück auf mein schwer verwundetes Fahrrad und eierte nach Hause.
Doch verdammt, einem dieser hinterhältigen Gewächse mußte es noch gelungen sein, mir irgendein ekliges Gift zu injizieren, vermutlich um seine potentielle Beute zu betäuben, denn kaum lag ich im Bett, begann die Wirkung auch schon einzusetzen und ich fiel in tiefe Bewußtlosigkeit.
Als ich am nächsten Tag gegen 3 Uhr nachmittags aufwachte, war die Wirkung des Giftes gottseidank bereits größtenteils abgeklungen und ich hatte nur noch fürchterliche Kopfschmerzen.
Ich hatte noch einmal Glück gehabt, doch wie viele Menschen wirklich regelmäßig Opfer räuberisch lebender Pflanzen werden, weiß niemand. Vorsicht sollte daher oberstes Gebot sein, denn solange dieser Zweig der Botanik noch nicht ausreichend erforscht ist, kann es immer wieder zu bösen Überraschungen kommen, z.B. neulich, als meine Katze von einem umherstreunenden Strauch Fleischtomaten gefressen wurde...


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