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(mal wieder was über) Gott


Gott erwachte am Sonntagmorgen mit einem fürchterlichen Kater.
Was zur Hölle hatte er gestern abend gemacht?
Ach ja, den Menschen erschaffen, oder so ähnlich. Ganz vage konnte er sich noch an irgendwas in dieser Richtung erinnern.
War wohl ziemlich spät geworden, und vielleicht hätte er die letzten zwanzig Bierchen doch nicht mehr zu sich nehmen sollen, aber auf der anderen Seite sah er auch nicht ein, warum ausgerechnet er den ganzen Samstag ebenfalls noch durchschuften sollte, während der Rest der Welt nach einer anständigen Fünftagewoche, von der die meisten die ersten zwei, drei Tage noch nicht einmal mitbekommen hatten, da sie noch nicht existierten, sich bereits an den paradiesischen Gestaden der funkelnagelneuen Erde sonnten.
Also schuf Gott das Bier noch vor dem Menschen und hatte die erste Kiste bereits geleert, bevor er sich überhaupt entschieden hatte, ob er zuerst mit dem Mann oder der Frau anfangen sollte.
Nun war diese Entscheidung nicht gerade einfach, da es zunächst keinerlei Gründe gab, das eine dem anderen vorzuziehen, und eine Münze zu werfen, erschien Gott angesichts seiner Position doch recht unangemessen, um nicht zu sagen albern.
Der Entscheidungsprozeß zog sich also hin, Kiste um Kiste leerte sich, und das beste daran war, daß ihm niemand vorschrieb, wann er aufzuhören hätte. Gott war schließlich ein Gott, und konnte als solcher tun und lassen, was ihm Spaß machte, sich notfalls eben auch nach Herzenslust die Birne zusaufen, ohne auf Sperrstunden oder seine Leber Rücksicht nehmen zu müssen.
Allerdings begannen sich so langsam aber sicher die leeren Kisten anzuhäufen, und so geschah es, daß Gott selbst den Leergutautomaten noch vor dem Menschen schuf, auch wenn es noch eine ganze Weile dauern sollte, bis außer ihm jemand etwas damit anzufangen wußte.
Langsam ging es voran.
Zwar hatte er die Entscheidung über das Geschlecht des ersten Menschen immer noch nicht gefällt, vermißte aber nunmehr zu dem ganzen Bier eindeutig etwas zum Knabbern, so daß auch der Erschaffung von Erdnüssen, Salzstangen und Kartoffelchips noch vorrangige Aufmerksamkeit geschenkt werden mußte.
Gott warf sich ein paar Tüten von allem ein, spülte kräftig nach und befand, daß es gut war.
Endlich wurden die Arbeitsbedingungen halbwegs angenehm.
Doch je länger er über das Problem nachdachte, alle Fürs und Widers abwog, Probekonzepte aufstellte und wieder verwarf, um so unkonzentrierter wurde er, und plötzlich sehnte er sich so sehr nach einer Ablenkung von der ganzen unterbezahlten Plackerei, daß er sich kurzerhand entschied, auch die Erschaffung des Fernsehens noch vorzuziehen, und so genoß Gott bei reichlich Salzgebäck und Bier das allererste Fußballspiel der Schöpfungsgeschichte, das allerdings unentschieden 0 : 0 endete und auch sonst von wenig spektakulären Szenen gekennzeichnet war, da es noch keine Spieler gab.
Dies hätte Gott fast dazu bewogen, den Mann doch zuerst zu erschaffen, oder wenn schon nicht den Mann als solchen, dann zumindest erst mal ein paar Ansichtsexemplare zur Probe, so ca. zweiundzwanzig, sowie eine Reservebank, einen Schieds- und zwei Linienrichter.
Doch es kam anders.
Vielleicht lag es daran, daß alle anderen Lebewesen inzwischen fleißig dabei waren, seinem Auftrag zu folgen, fruchtbar zu sein und sich zu mehren, daß auch Gott angesichts dieses allgegenwärtigen heiteren Paarungsgebarens ein gewisses Bedürfnis überkam.
Um es kurz zu machen: Gott hatte plötzlich total Bock auf einen anständigen Fick, entschied sich kurzerhand statt für Fußbal für Sex, schuf nach allen Regeln der Kunst die Frau und vögelte mit ihr in seinem großen Himmelbett bis zum Morgengrauen.
Dann schlief er ein, nicht jedoch, ohne vorher noch den Tabak für die Kippe danach zu erschaffen und genüßlich eine wegzupaffen.
Dies alles dämmerte Gott erst nach und nach wieder, nachdem er wie gesagt mit einem fürchterlichen Schädel erwacht war, eine ganze Weile mit seiner Übelkeit rang und schließlich nicht mehr umhin kam, unter schier übermenschlichen Anstrengungen und auf nüchternen Magen das Aspirin und den Kaffee zu erschaffen.
Ein Blick auf die Uhr offenbarte, daß er sich ein wenig in der Zeit verschätzt hatte. Der Sonntagmorgen entpuppte sich als drei Uhr nachmittags, und hätte es bereits Gottesdienste gegeben, so hätte Gott wahrscheinlich gerade den ersten von ihnen verschlafen.
So allerdings blieb ihm die Peinlichkeit erspart, daß ganze Kirchengemeinden sich in ihren Gebeten an einen Gott wandten, der im Augenblick überhaupt kein Ohr für die Bitten seiner Gläubigen hatte, da er vielmehr vollends damit beschäftigt war, einen Vollrausch auszuschlafen
Dennoch befand sich Gott in einer prekären Lage.
In seinem Bett lag immer noch friedlich schlummernd die Frau von gestern nacht.
Verdammt, er wußte nicht einmal ihren Namen!
Kein Wunder, er hatte ihr noch keinen gegeben.
Nun, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Ihm war ein böser Fehler unterlaufen. In seiner maßlosen Geilheit gestern hatte er natürlich nicht einmal im Traum mehr daran gedacht, das Kondom, die Pille oder wenigstens die Spirale zu erschaffen, bevor er mit ihr ins Bett stieg, und bei seinem Glück hatte er sie bestimmt geschwängert.
So war das ganze niemals geplant gewesen, und wenn es herauskäme, wäre der Skandal perfekt, ein fürchterlicher Faux pas, den er sich als Gott einfach nicht erlauben konnte.
Ein Ersatzvater mußte her, für alle Fälle, und so wurde unter nunmehr völlig neuen Begleitumständen endlich auch noch der Mann geschaffen, wenn auch einigermaßen übereilt, und garantiert war er ihm auch nicht so gut gelungen wie die Frau, nachdem er sich vorhin mit dem Aspirin und dem Kaffee bereits so verausgabt und darüber hinaus immer noch nicht richtig gefrühstückt hatte. Darauf allerdings konnte Gott keine Rücksicht nehmen.
Er schuf den Mann, und schuf ihn sicherheitshalber gleich mit Restalkohol und Blackout, um alles glaubwürdig erscheinen zu lassen, legte ihn neben die Frau und machte sich klammheimlich aus dem Staub.
Das war noch einmal gutgegangen.
Hoffte er wenigstens.
Hier auf der Erde allerdings würde er sich sicherheitshalber für eine sehr, sehr lange Zeit nicht mehr blicken lassen...



Neulich in der Mutantenbar


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